Kirche

In Anlehnung an den Kirchenführer, Stand März 2020:

Lage und Ortsgeschichte

Die Stadt Preußisch Oldendorf, seit 1975 staatlich anerkannter Luftkurort, liegt am Nordhang des Wiehengebirges zwischen Minden und Osnabrück an der Bundesstraße 65. Sie gehört zum Kreis Minden-Lübbecke im Land Nordrhein-Westfalen und besteht aus mehreren Stadtteilen mit vorwiegend ländlichem Charakter.

Nach der kommunalen Neugliederung im Jahre 1973 hat sie bei einer Flächengröße von ca. 70 qkm eine Einwohnerzahl von etwa 12000 Einwohnern (Stand 2019).

1719 wurde der Gemeinde Oldendorf durch König Friedrich Wilhelm 1. das Stadtrecht verliehen. Als im Jahre 1815 die damalige Stadt Oldendorf als Teil Westfalens zum Königreich Preußen kam, erhielt sie das Beiwort „Preußisch“ Oldendorf im Unterschied zum nicht weit entfernten hannoverschen Oldendorf bei Melle oder anderen Orten desselben Namens.

Über die Gründung Oldendorfs als Ortschaft ist nichts bekannt, aber es besteht kein Zweifel, dass der ursprüngliche Ort Oldendorf auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblicken kann. In einer alten bischöflichen Urkunde aus dem 10. Jh. wird die Kirche in „Aldenthorpe“ erwähnt. Es handelt sich um eine Urkunde des Bischofs Milo, der von 969 bis 996 Bischof von Minden war und darin unter anderem beurkundet, dass er einem gewissen Ritter Worad die Einkünfte aus mehreren bischöflichen Höfen und die „ecclesia in Aldenthorpe“, die Kirche in Oldendorf, zur Nutzung auf Lebenszeit geschenkt habe.

Da diese Urkunde des Bischofs Milo von Minden wegen der Ersterwähnung von Oldendorf auch für eine ganze Reihe von anderen Orten dieses Gebietes eine bedeutsame Rolle spielt, sei sie nach einer lateinischen Handschrift aus dem 17. Jh. im Auszug, ins Deutsche übersetzt, wiedergegeben: „… ich, Milo unwürdiger Inhaber des apostolischen Bischofsstuhles, der ich jenes bedacht habe, was er (Worad) von Jugend auf bis zu seinem jetzigen Alter an obengenannten Ort (Levern) im treuen Dienst geleistet hat, habe ihm den Hauptbahnhof in Blasheim mit siebendazugehörigen Höfen, den Zehnten aus vier Dörfern, nämlich Blasheim, Hördinghausen, Wehdem und Brockum, sowie die Kirche in Oldendorf auf Lebenszeit zur Nutzung gegeben…

Mehrere Gründe sprechen dafür, dass der Ort Oldendorf vermutlich schon im 9. Jh. existiert hat:

  1. Die bischöfliche Urkunde aus der Zeit von 969 bis 996 setzt das Vorhandensein einer Kirche in Oldendorf voraus, d.h. die Ortschaft selbst muss schon dagewesen sein, ehe die Kirche gebaut wurde.
  2. Der Name Oldendorf, altes Dorf, weist daraufhin, dass dieser Ort älter als die umliegenden Ortschaften gewesen ist.
  3. Der bedeutende Umfang des Kirchengebietes von Oldendorf spricht für das hohe Alter. Auf seinem Boden konnten die Kirchdörfer Holzhausen und Börninghausen entstehen, und die Oldendorfer Kirche wurde die Mutterkirche nicht nur für die Tochterkirchen Holzhausen (1173) und Börninghausen (1276), sondern auch für die Kapellengemeinden Rabber, Wimmer, Lintorf und Barkhausen im Gebiet der heutigen Gemeinde Bad Essen.

Die Kirche und ihre Geschichte

Bei der „Kirche in Oldendorf“, die in der oben genannten bischöflichen Urkunde erwähnt wird, handelt es sich nicht um das heutige Gotteshaus in seiner jetzigen Gestalt, sondern um die erste Kirche von Oldendorf aus dem 10. Jh. Die durch Karl den Großen eingeleitete Christianisierung führte zur Gründung zahlreicher Klöster, von denen aus missioniert und Kirchen errichtet wurden. Eine davon war eben die Kirche zu „Aldenthorpe“, erbaut von dem Kloster Corvey und dem Stift zu Herford, errichtet auf einer alten heidnischen Opferstätte (Mahlstätte) und betreut von dem Bischof von Minden. Wie diese Kirche aussah, wissen wir nicht. Wahrscheinlich war sie ein bescheidener Steinbau in der üblichen Bauweise des 9. Und 10. Jh.

Offene Kirche
Offene Kirche

Es ist ziemlich sicher, dass zu Beginn des 13. Jh. anstelle dieser ersten Kirche ein Neubau erfolgte. Beim Umbau der Kirche 1905/06 fand man im Altar einige Reliquien und ein Schriftstück, auf dem nicht mehr zu erkennen war als ein bischöfliches Siegel und die Jahreszahl 1211, so dass dieses Jahr wohl als Zeitpunkt der Altarweihe und des damit verbundenen Neubaus anzusehen ist. Von diesem Altar ist noch die Altarplatte mit den alten Weihekreuzen erhalten. Vermutlich wurde ein einschiffiger Bau im romanischen Stil errichtet, der seine Gestalt dreihundert Jahre lang behielt. Die dickeren Mauern des heutigen Westwerkes und der asymmetrisch vor das heutige Mittelschiff gesetzte Turm sind Hinweise auf die frühere romanische Kirche.

Gegen Ende des 15. Jh. erwies sich die Kirche zu „Oldendorpe under dem Lintberghe“ (Limberg) als zu klein. Anfang des 16. Jh. (auf keinen Fall im Dezember 1492, wie aufgrund einer fehlerhaften Übersetzung immer wieder geschrieben wird) wurde beschlossen, eine größere Kirche zu bauen. Anstelle des einschiffigen romanischen Baues wurde ein weitaus größeres Gebäude mit einem Mittelschiff, einem nördlichen Seitenschiff und einem Chor in gotischem Stil errichtet und 1510 vollendet. Die eingehauene Inschrift auf einem äußeren Strebepfeiler an der Nordseite gibt Kunde davon. In den folgenden vier Jahrhunderten wurde an der Kirche wenig geändert. An der Ostseite baute man eine zweite Sakristei an, und der Turm wurde nach dem Kriege 1870/71 erhöht.

1905/06 wurde die bisherige zweischiffige Kirche zu einer dreischiffigen durch einen südlichen Anbau erweitert und damit die vielleicht von Anfang an geplante Symmetrie vollendet. Die verschieden erhöhten Gestühle und Priechen aus früherer Zeit wurden abgeschafft und dafür eine gleichmäßig hohe Empore geschaffen. Die Einweihung der jetzigen Kirche in ihrer endgültigen Gestalt mit Steingewölbe fand am 30. Januar 1907 statt. 1969-71 wurde die Kirche einschließlich des Altars einer sorgfältigen Restaurierung unterzogen.

Die Ausstattung der Kirche

Der Passionsaltar

Den schönsten und wertvollsten Schmuck erhielt die 1510 erbaute Kirche von Pr. Oldendorf durch die Aufstellung eines geschnitzten spätgotischen Passionsaltars, der im Chor der Kirche seinen für alle sichtbaren Platz erhalten hat.

In dreizehn Reliefs ist auf diesem Passionsaltar die Leidensgeschichte Jesu Christi, vom Abendmahl bis zur Auferstehung, dargestellt. Ursprünglich handelte es sich bei diesem Altar um einen Flügel- oder Schreinaltar mit einem festen Mittelstück und zwei drehbaren Seitenflügeln. Alltags war der Altar geschlossen, an Sonn- und Feiertagen (außer in Bußzeiten) wurde er geöffnet, um seine ganze Pracht zu entfalten.

Der Passionsaltar
Der Passionsaltar der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Preußisch Oldendorf

1887 wurde der Altar erneuert und umgebaut. Dabei erhielt er seine heutige feste Form ohne drehbare Flügel. Um möglichst viele Einzelheiten darstellen zu können, ordnete man die einzelnen Szenen in mehreren Reihen übereinander. Und das ist in zwei Dreiergruppen mit je sechs Bildern auf der linken und rechten Seite und dem Kreuzigungsbild in der Mitte die heutige Reihenfolge der 13 Darstellungen der Passionsgeschichte:

Sie beginnt unten links mit dem heiligen Abendmahl (1), dem einsamen Gebet des Herrn am Ölberg in Gethsemane (2) und der realistisch gestalteten Szene der Gefangennahme (3), wie sie vom Evangelisten Lukas berichtet wird. Fortgesetzt wird die Folge oben links mit der Verspottung Jesu, dem „Ecce homo“ / „Sehet, welch ein Mensch“ (4), der Geißelung (5) und der Vorführung vor den Hohenpriester Kaiphas (6).

Auf der rechten Seite unten folgen die Darstellung der Dornenkrönung (7), die Vorführung Christi vor Pontius Pilatus, der seine Hände in Unschuld wäscht (8) (Pilatus, der Heide, ist hier als Sultan mit einem Turban und Vollbart dargestellt – ein interessantes Dokument aus der Zeit der Türkengefahr!). Daneben schließen sich die Kreuztragung (9), und, da die Kreuzigung als Hauptbild in der Mitte steht (10), sogleich oben rechts die Kreuzesabnahme (11) und die Grablegung (12) an.

Das letzte Bild des Zyklus zeigt in einer seltsamen Verbindung von herben und zarten Tönen die Auferstehung Christi (13), wie er mit sanft erhobenem Arm dem offenen Grab entsteigt, während ihm zur Seite Wächter schlafen und rechts im Bild ein von den Toten Auferweckter ungläubig und halb verschlafen die Hände erhebt.

Die einzelnen Reliefs, in einer Größe von 60×75 cm, in Lindenholz geschnitzt, stark plastisch, sind in warmen, innigen Farben gefasst. Dabei wurde viel Gold verwendet, aber auch ein zurückhaltendes Rot, Blau und Braun, die den warmen farbenklang des Gesamtbildes bestimmen.

Der Schnitzer des Oldendorfer Altars hat zweifellos zeitgenössisches Vorbilder für seine Arbeit benutzt, sie jedoch in souveräner Art beherrscht. Das kann man an vielen Einzelheiten, besonders aber an der Darstellung des Abendmahlsbildes sehen, das von einzigartiger Aussagekraft ist, aber auch z.B. an den 12 Aposteln, die in der Predella (Sockel) des Altars stehen. Die 12 Apostel, mit einer Höhe von je 52 cm (außer Judas), sind auffallend ausdrucksvolle Figuren, die auf eine hohe künstlerische Qualität des Schnitzers hinweisen. Merkwürdig und thematisch nicht mit dem Passiosnaltar in Zusammenhang zu bringen, sind die beiden einzelnen, oben auf den Altarflügeln aufstehenden Reliefs: links die Darstellung des hl. Georg, des Drachentöters, und rechts die des hl. Hubertus, dem ein mit dem Kreuz bekrönter Hirsch begegnet. Möglicherweise waren diese beiden Heiligen Nebenpatrone, denen früher eigene Altäre gewidmet waren.
Der Künstler des Passionsaltars ist leider nicht eindeutig zu identifizieren. Weil aber das Altarbild in der Dionysius-Kirche in Enger in Anordnung und Ausführung dem Pr. Oldendorfer Altar sehr ähnlich ist, wird angenommen, dass beide Schnitzwerke von demselben Meister geschaffen wurden. Das Altarbild zu Enger weist den Namen des Braunschweig-Hildesheimer Meisters Hinrick Stavoer, 1525, auf. Nach den Untersuchungen von Stil, Farbe und dem Vergleich mit ähnlichen Altären, ist der Altar im Jahre 1520 geschaffen worden und Hinrick Stavoer scheint der Schöpfer des Pr. Oldendorfer Schnitzaltars zu sein. Daher wird die Gemeinde 2020 das 500-jährige Jubiläum des Altars feiern.

Der heilige Dionysius

Der Altar und die Kirche sind dem hl. Dionysius geweiht, dessen Abbildung heute über dem Eingang der nördlichen Sakristei hinter der Kanzel zu sehen ist. Die gotische, 74 cm hohe Holzstatue des Dionysius stand ursprünglich im Gesprenge des Mittelschreines als Bekrönung des Altaraufsatzes in einer Nische, in der heute der erhöhte Christus (Holzplastik, Ende des 19. Jh.) zu sehen ist. Die abgetrennte Schädeldecke, die der Heilige mit der Mitra in der linken Hand hält, ist ein Hinweis auf das Martyrium, das er als Bischof von Paris erlitten hat. Nach der Legende soll Dionysius, als ihm auf seiner Bekehrungsreise nach Gallien auf dem Mons Martyrium (Montmartre) die Schädeldecke abgeschlagen worden war, mit dieser in der Hand zu dem Ort, wo heute St. Denis liegt, gegangen sein und dort noch gepredigt haben. Vor dem Umbau des Flügelaltars in seine jetzige feste Form befanden sich auf der Rückseite der beiden Flügel Bilder dieses Schutzpatrons: auf dem rechten Flügel die Darstellung der Enthauptung des Dionysius und auf der linken Flügelseite die Darstellung des Wunders mit dem toten, aber doch noch predigenden Bischof. Die Malereien auf der Rückseite der Flügel waren aber so sehr beschädigt und unkenntlich geworden, dass man beim Umbau des Altars von einer Restaurierung abgesehen hat.

Die Orgel

Das zweite kostbare Kunstwerk und Schmuckstück in der Dionysiuskirche zu Pr. Oldendorf ist die Barockorgel aus dem Jahre 1662. Sie ist von dem Offelter Orgelbaumeister Anton Bischoff gebaut worden und befindet sich im wunderschönen, reich verzierten Barockgehäuse vor der Ostwand des nördlichen Seitenschiffes. Sie gilt als ein besonderes Kleinod der Orgelbaukunst jener Zeit.

Bis um die Jahrhundertwende gab es mehrere solcher Orgeln, im nördlichen Westfalen mindestens zwölf, mit ähnlichem architektonischem Aufbau und originalen Prospektpfeifen. Heute ist die Orgel in Pr. Oldendorf neben der in St. Marien zu Lemgo nur noch das einzige westfälische Beispiel für eine in der Barockzeit häufige Aufstellung. Die ungewöhnlich reich mit Ornamenten und Säulen verzierte Orgelempore ist fast vollständig erhalten. Die schwere Orgel mit dem Holzgehäuse, dem Orgelwerk und den rund 1000 Pfeilen ruht nur auf einem einzigen Holzpfeiler. Weil das Werk zu sehr unter Wurmfraß gelitten hatte und ein großer Teil der hölzernen Pfeifen unbrauchbar geworden war, musste die Orgel um die Jahrhundertwende erneuert werden. Dabei wurde sie in der Disposition stark verändert. Als sie 1951 nicht mehr spielbar war, wurde eine neue Orgel angeschafft, die ihre Aufstellung auf der Westempore der Kirche erhielt.

1969 entschloss sich die Gemeinde zur Wiederherstellung der historischen Orgel. Dem von der Orgelbauwerkstatt Führer in Wilhelmshaven durchgeführten Neubau des Orgelwerkes lagen die ursprünglichen Pläne aus dem 17. Jh. zugrunde. Danach ist das Hauptwerk in Anlehnung an die Disposition von 1662 konzipiert, und das vom Erbauer Anton Bischoff vorgesehene, jedoch nicht mehr ausgeführte Brustwerk wurde durch ein entsprechendes Pedalwerk ergänzt. Die 1972 wieder eingeweihte Orgel hat 22 Register, verteilt auf zwei Manuele und ein Pedal. Sie hat einen schönen, vollen Klang.

2018 wurde die Bischof-Führer Orgel in der St. Dionysius Kirche von Orgelbaumeister Harm Dieder Kirschner aus Weener-Stapelmoor grundlegend saniert, nachdem Orgelfraß und verschiedene andere Schäden der Orgel stark zu schaffen machten.

Taufbecken

Im Chorraum der Dionysius-Kirche zu Pr. Oldendorf steht ein originelles, aus Holz geschnitztes Taufbecken aus der Barockzeit. Die ornamentale Flachschnitzerei enthält viel Symbolik und stellt u.a. weibliche Halbfiguren dar, die gleichsam das Becken tragen. Bei Taufen wird das Oberteil durch ein Gewicht hochgezogen und durch eine besondere Vorrichtung zur Seite geschoben. Die Gemeinde besitzt ein sehr wertvollstes Abendmahlsgerät aus dem Jahre 1657, auf dem die Namen der Stifter eingraviert sind. Kelch und Patente werden auch heute noch bei jedem Abendmahlsgottesdienst benutzt. Der trägt die lateinische Inschrift: DIGNUS AD HUNC VENIAS HOSPES CRATERA TREMENDUM NAM CHRISTI EST ROSEUS QUEM BIBIS ORE CRUOR ( = als würdiger Gast mögest du zu diesem erhabenen Kelch kommen, denn darin ist Christi Blut, das du mit dem Munde trinkst.)

Kronleuchter

Einen wertvollen Schmuck besitzt die Kirche auch in drei bronzenen Kronleuchtern. Einer davon, mit Doppeladler versehen, ursprünglich sechzehnarmig und zweireihig, stammt aus der Renaissance-Zeit der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Aufgrund von Brandschutzmaßnahmen wurden die Leuchter auf batteriebetriebene Kerzen umgestellt. In der Advents- und  Weihnachtszeit muss der vorderste Leuchter für kurze Zeit jedes Jahr dem Herrenhuter Weihnachtsstern weichen.

Die Ausmalung

Die Kirche von Pr. Oldendorf hat ein reiches Gewölbe mit kreuz- und sternförmig angeordneten Rippen und Schlussstein verziertes Sterngewölbe überspannt Chor und Apsis. Die Schlusssteine im Chor und im westlichen Joch sind mit Wappen verziert. Sämtliche Gewölbe sind mit gotischem Rankenwerk entlang der Rippen bemalt. Diese Malerei wurde im vorigen Jahrhundert weiß übertüncht. Aufgrund freigelegter Restmalereien gelang es aber im Jahr 1906, eine vollständige Restaurierung der gotischen Rankenmalerei im ganzen Gewölbe durchzuführen, so dass die Gewölbe schlanker, höher und luftiger erscheinen.

2020 wurden größere Risse, die Ende 2018 aufgetreten waren, in der Winterpause geschlossen. Bis dahin hing ein Sicherungsnetz über dem Altarraum und die Risse wurden beobachtet. Eine vollständige Sanierung der inneren Kirchendecke ist erst im einigen Jahren geplant, die Sanierung der Außenhülle und des Turmes steht im Vordergrund.

Die Fenster

Der Kirchenraum wird durch je drei Fenster in den Seitenschiffen erhellt. Sie bestehen aus weißem Glas, wobei in den Couronnementen farbige Kreuze eingesetzt sind. Von der ehemals farbigen Verglasung der Kirche existieren heute nur noch zwei farbige Glasfenster, die aus der Zeit der Erweiterung der Kirche durch das Südschiff in den Jahren 1905/06 stammen. Es ist zum einen das Mittelfenster im Chorraum mit dem Bild des Christus Pantokrator und zum anderen das Fenster in der Westwand des Turmes mit dem Motiv des Pelikans, der seine Jungen füttert.

Während der Pelikan ein uraltes christliches Symbol für die sich verzehrende und aufopfernde Liebe Christi ist, stellt das Glasfenster im Chorraum Christus als den „All-Herrscher“ dar. In der linken Hand hält er ein Buch, und die rechte Hand hält er zum Segen über das All und die Welt. Für Christen ist Jesus nicht nur auferstanden, sondern auch heute noch gegenwärtig. Er ist Christus, Pantokrator, der Heiland und Lehrer, der oberste Richter und All-Herrscher, der gesagt hat: „Ich bin das A und O, der Erste und Letzte, der Anfang und das Ende (Offb 22,13). Die beiden griechischen Buchstaben dieses Bibelwortes, A und O, stehen dann auch über dem Bildnis des thronenden Christus und unter dem Monogramm Christi ganz oben im Spitzbogenfeld des Ost-Kirchenfensters. Christen glauben, dass der erhöhte Herr die Welt regiert und der „lehrende“ Christus heute gegenwärtig ist. Er hat verheißen: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Mehr zu den Fenstern in der Ev. St. Dionysius-Kirche:
Datenbank der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh.:
http://www.glasmalerei-ev.net/pages/b6257/b6257.shtml

Bei der Begutachtung der Schäden an der Taufsakristei Ende 2019 wurden enorme Schäden an den Chorfenstern festgestellt. Die Sanierung der Fenster hat oberste Priorität. Die Maßnahme wird ca. 100.000,00 Euro kosten.

Die Glocken

Die größte der drei Glocken ist die älteste. Sie trägt die Inschrift: „Verbum Domini manet in aeternum. Anno Domini 1542. Salvator est nomen meum, ecce vivos voco, defunctos deploro, fulgura frango.“ (Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. Im Jahres des Herrn 1542. Erlöserglocke ist mein Name; siehe, die Lebenden rufe ich, die Dahingeshciedenen beklage ich, die Blitze breche ich.) Diese Glocke ist erhalten geblieben. Die mittlere Glocke hatte die Inschrift: „Gott dem Dreieinigen alleine die Ehre! Aedibus his faveat nostris tueatur et illas et quacunque probat parte juvare jubet. Fusa haec campana anno nato Christo 1662.“ (Diesem unserem Gotteshaus sei er gnädig, er schütze es und uch die anderen Häuser; und überall, wo´s ihm gefältt, lässt er uns Hilfe erfahren. Gegossen wurde diese Glocke im Jahre 1662 nach Christi Geburt.) Die kleinste Glocke hatte die Inschrift: „Durch Gottes Hilfe ist es uns gelungen. Scommata nunc vulgi nil nos perversa moramur stat bene nam nostris partibus usqze deus, anno 1662. Prov. C. 3 V 9.“ (Des großen Haufens jetziger Spott soll uns nichts anhaben, wir stehen fest, denn Gott geht gnädig auf unserer Seite fort und fort. Im Jahre 1662. Sprüche Kap. 3 Vers 9.) 1918 musste die kleine Glocke zu Kriegszwecken abgegeben werden. 1929 wurde die mittlere zum Umgießen zerschlagen, und am vierten Advent desselben Jahres wurden zwei neue Glocken eingeweiht, die aber beide 1942 abgeliefert werden mussten. 1953 wurden die neuen Glocken beschafft; sie erhielten die alten Inschriften mit einem Hinweis auf ihre Erneuerung. 2019 wurden die Glocken überarbeitet.

Epitaph

Im Jahre 1971 entschloss sich die Gemeinde, auch ein altes verblasstes Holzepitaph (Gedenkmal mit Grabanschrift) aus dem Anfang des 17. Jh. zu erneuern. Es hängt heute an der Ostwand des Südschiffes und enthält Angaben über den Tod des Drosten (Bezirksverwalter) zum Limberg von Haßfurt (gestorben 1607) und seiner Angehörigen. Auf dem Epitaph ist das Jüngste Gericht dargestellt. In der Mitte sitzt Christus mit der Siegesfahne. Zu ihm schauen Heilige und Personen des Alten Bundes auf. Zu erkenne sind u.a. die hl. Katharina von Alexandrien, Maria Magdalena, Petrus und Mose. Darunter sind nackte Gestalten in der Hölle zu sehen, die ihre Arme zum Himmel emporheben.

Im unteren Teil des Epitaphs steht die Inschrift: „Epitaphium des Gestrengen edlen und erenvesten Johan von Hasfer Drosten zum Limberge und Kön. Moyst. Von Hispanien gewesener Rittmeister so anno 1907 am Sonntage nach Marien Lichtmessen des Morgens umb 1 Uhren, wqar der 4. Tagk des Monaz february, in Godt sehliglichen entschlafen Seines Alters im 52 Jahr undt nun alhir samt dessen Vatter und Mutter neben sechs kleinen Kinderlein der frölichen zukunft Jhesu Christ zu erwarten. Godt der Almechtige wolle ihnen nebenst allen Christgleubigen eine freuwdenreiche Aufferstheung in gnaden verleihen. Amen.

Der letzte Satz dieser Inschrift des Epitaphs bezieht den Leser dieses kleinen Kirchenführers und den Besucher der traditionsreichen Pr. Oldendorfer Kirche in den Wunsch nach einer „freudenreichen Auferstehung“ mit ein. Möge er auch in den vielen anderen wertvollen Kostbarkeiten dieser Kirche ein kraftvolles Zeugnis früherer Generationen zum gekreuzigten und auferstandenen Herrn erkennen, der auch heute Grund und Inhalt unseres Glaubens und Lebens ist.